Freitag, 7. April 2017

Lady Midnight

Den Namen Cassandra Clare habt ihr vielleicht schon einmal gehört. Oder ihr habt die Magisterium-Reihe gelesen... oder die Chroniken der Unterwelt (6.01.2015).
Zu der letzteren Reihe gibt es einige Folgeromane und Serien, wie zum Beispiel die Chroniken der Schattenjäger (11.01.2017) oder die Schattenjäger Akademie.

Jetzt ist seit bereits fast einem Jahr ein neuer Roman rausgekommen, zu dem ich nun endlich Zeit gefunden habe.
In "Lady Midnight" von Cassandra Clare geht es um Emma und Julian.
Diese beiden Charaktere werden in dem fünften und letzten Band der Chroniken der Unterwelt ("City of Heavenly Fire") kurz erwähnt. Die Geschehnisse sind nun 5 Jahre her, der Dunkle Krieg ist vorbei und der Rat versucht sich wieder Ordnung in die Schattenwelt zu bringen.
Emma und Julian sind mittlerweile Parabatai und leben gemeinsam mit Julians vier jüngeren Geschwistern (Tavvy, Dru, Livvy und Ty) im Institut von Los Angeles. Seit Julians ältere Schwester Helen verbannt und sein älterer Bruder von der Wilden Jagd geholt wurde, spielt er das Elternteil. Ist das Elternteil für seine Geschwister und kümmert sich so gut er kann um sie.
Aber nicht nur Julian hat in dem Krieg einen Teil seiner Familie verloren. Emmas Eltern wurden getötet und sie ist der festen Überzeugung, dass der Rat Unrecht hat, wenn er behauptet, es sei Sebastians Schuld. Als nun auf einmal Morde passieren und ähnliche Schriftzeichen auf den Leichen erscheinen, wie auf den Leichen ihrer Eltern, wird sie hellhörig und alarmiert Julian und seine Geschwister. Bittet sie um Hilfe.
Gemeinsam mit ihrer kleinen Familie und einer Austauschschülerin aus Mexiko, machen sie sich an die Arbeit und versuchen den Fall zu lösen. Dabei müssen sie heimlich und unauffällig vorgehen, denn der Rat darf keinen Wind davon bekommen, dass sie Morde an Feenwesen aufzuklären versuchen. Denn nach dem Dunklem Krieg wurde der Kalte Frieden verhängt, der den Schattenjägern verbietet sich mit Feenwesen zu treffen und der die Feenwesen zu einer Art Freiwild macht...
Sie versuchen den Fall zu lösen, als plötzlich etwas geschieht, dass ihnen keine andere Wahl mehr und kaum noch Zeit lässt.

Die Geschichte ist unglaublich. Die Vielzahl an Dingen, die passiert und das Entsetzen, das den Leser in seinem Bann hält.
Angefangen bei dem Cover. Auf den ersten Blick ist es nichts weiter als eine Frau, die im Wasser treibt. Doch beim genaueren Hinsehen kann man erkennen, dass es sich um Emma handeln soll. Mit ihren blonden Haaren und ihrem über alles geliebten Schwert Cortana.
Irgendwann macht auch der Titel des Buchs allmählich Sinn und es erscheint beinahe unfassbar, dass man nicht eher darauf gekommen ist, ja, dass man es sich nie hätte vorstellen können.

Die Blackthorns sind einfach wunderbar. Trotz den fehlenden Eltern sind sie eine große Familie und Julian ist praktisch Vater, Mutter und großer Bruder in einem... nur, dass der Bruder in dem ganzen Konstrukt manchmal ein wenig zu kurz kommt. Mit zwölf Jahren musste er auf einmal erwachsen sein und sich um vier Kinder kümmern. Seine Aufgaben überstiegen eigentlich seine Erfassungskraft, aber aus Liebe zu seiner Familie und der Verzweiflung sie zusammen zu halten, hat er es geschafft und diese Tatsache war es, die ihm Einlass in mein Herz gewährte.
Alle Blackthorns haben sich einen Platz dort verdient, indem sie sich fürsorglich umeinander kümmern, füreinander da sind und in unglaublich große Sorge verfallen, sollte sich jemand einmal nicht dort befinden, wo man ihn sucht.
Die Blackthorns und Emma halten zusammen und gehen durch dick und dünn. Sie wohnen eigentlich alleine in dem großen Institut, bis auf den äußerst schrägen Vogel, der ihren Institutsleiter abgibt und sich seiner Leidenschaft als Historiker auf dem Dachboden hingibt. Außerdem haben die Blackthorns ein tolles Motto, das dem des Rats endlich einmal ein wenig Kontra gibt!
Julian zeichnet für sein Leben gerne, genauso wie einst seine Mutter. Bildet all seine Lieben immer wieder auf den Leinwänden ab... nur Emma nicht mehr.
So viel erst einmal zu den Blackthorns.

Nebenbei - nein, eigentlich nicht nebenbei, eher beruflich, hauptberuflich - jagen sie selbstverständlich auch Dämonen. Zumindest, was Julian und Emma angeht. Und Cristina, die Austauschschülerin. Sie stürzen sich in den Kampf und während sie die allzu bekannte Ruhe überkommt, metzeln sie die Bewohner der anderen Dimensionen nieder und schicken sie dorthin zurück. Es ist erstaunlich, wie schnell Emma mit dem Schwert umgehen kann und welche Kraft die Runen haben. All das kennen wir, oder kenne ich, bereits aus den anderen Reihen. Dennoch ist es immer noch spannend zuzusehen/zu lesen, wie flink sich ein Schattenjäger fortbewegen kann. Besonders die Sprüche, die dabei und generell im Zusammenhang mit der Dämonenjagt fallen, finde ich einfach unschlagbar. Sarkastisch und selbstbewusst, so reden die Schattenjäger. Besonders bei den Herondales (Will...) und bei Emma merkt man das!

Die Geschichte dieses Buchs erstreckt sich, wie schon gesagt, über das komplette Buch und wird nie langweilig. Die Hauptschlagader ist natürlich dieser Krimi, während dem Emma und die anderen versuchen, den Mörder ausfindig zu machen und die potenziellen Opfer zu schützen. Darunter befinden sich natürlich aktionreiche Kämpfe und Verfolgungsjagden, aber auch ein Undercovereinsatz und Observieren gehören dazu.
Gemeinsam sitzt die Familie im Institut und berät sich über den Fall. Schriften werden übersetzt, Überlegungen laut ausgesprochen und Pläne geschmiedet. Am Ende ist des Rätsels Lösung offensichtlich, so, wie es meistens der Fall ist. Die Frage, wie man denn einfach nicht darauf gekommen ist, wieso man immer in die andere Richtung gedacht hat, schwirrt einem durch den Kopf. Es ist frustrierend und man kommt sich unendlich blöd vor. Wie so oft in guten Krimis liegt die Lösung des Rätsels direkt vor der eigenen Nasenspitze. Aber selbst jetzt werdet ihr nie darauf kommen! Das verspreche ich euch.
Cassandra Clare hat einen unglaublichen Schreibstil und versteht es Dinge geheimnisvoll und unentschlüsselbar zu schreiben!
Letztendlich besteht das Buch jedoch aus zwei Handlungssträngen, denn da ist natürlich noch der Grund, der ihre Forschungen erst so wichtig gemacht hat. Leider kann ich es jetzt nicht weiter ausführen, ohne euch alles zu verraten. Und das kann ich einfach nicht tun. Alles, was ich sagen kann ist, dass letztendlich alle Puzzleteile zusammenpassen. Nichts bleibt ungeklärt... naja.

Neben all dem Durcheinander aus Verknüpfungen und losen Enden habe ich auch ein paar Namen aus der irdischen Welt entdeckt, die ich kenne. Zum Beispiel der Film "Notting Hill". Nie wieder werde ich den Film sehen können, ohne dabei an Julian, Emma und Malcom denken zu können. Ach so. Malcom Fade ist der Oberste Hexenmeister von Los Angeles und mit Magnus Bane, Tessa Gray und Catarina Loss befreundet. Offenbar schwärmt er für Liebesfilme wie den hiesigen.
Apropos Liebesfilme... in dem Buch werden vier verschiedene Arten der Liebe von Arther (dem Institutsleiter) erwähnt: Agape, die göttliche Liebe; Eros, die romantische Liebe; Philia, die freundschaftliche Liebe; und schließlich noch Storge, die familiäre Liebe.
Warum ich das erwähne? Abgesehen von Agape vielleicht, werden all diese Formen erwähnt. Storge - sind ganz klar die Blackthorns.
Dann wäre da noch die Beziehung zwischen Julian und Emma und die zwischen Emma und Cristina... und naja, Philia wird öfter erwähnt.
Und Eros, naja. Ich will es mal so ausdrücken, es gibt einige Liebesbeziehungen, einige potentielle OTPs und einige Verstrickungen und Verwirrungen. Ohne jetzt zu viel zu verraten, kann ich euch versichern, dass sich die Hoffnungen der Leser vermischen. Ich habe zum Beispiel mit einer Freundin gesprochen, die ein anderes mögliches und eigentlich auch wunderbar zusammenpassendes Paar toll fand, das dann auf einmal Teil der Liebesgeschichte von meinen Lieblingen war. Wie gesagt, es ist einfach eine komplette Verwirrung, die durch die immer neuen Charaktere immer interessanter und vollständiger wird!

Was neue Charaktere angeht... der Prolog handelt von einem Irdischen mit dem zweiten Gesicht, der also all die Schattenweltler, also die Werwölfe, Vampire und Feenwesen, sehen kann. Er lebt bei seinem Vater und bekommt nicht allzu viel von der Welt um ihn herum mit. Mit allem, was er mitbekommt, erschließt er sich aber seine eigenen Schlüsse, hegt einen Groll gegen die Schattenjäger und als er ihnen begegnet...

Ich möchte euch wirklich nicht zu viel verraten - auch, wenn ich schon sehr viel von diesem faszinierenden Buch erzählt habe. Ein paar kleine Punkte habe ich noch.
Da wären dann auch noch die Charaktere aus den anderen Reihen, aus Chroniken der Unterwelt, der Schattenjäger und der Schattenjäger Akademie, die man allesamt wieder trifft, die alle wieder erwähnt werden und dessen Anekdoten man eigentlich nur verstehen kann, wenn man die genannten Reihen gelesen hat. Es ist wunderbar, wie Cassandra Clare es schafft, all ihre Geschichten, ihre Charaktere und deren Lebzeiten miteinander zu verknüpfen, sodass schlussendlich beinahe eine Geschichte entsteht - eine WELT.
Der Leser trifft also all seine Freunde wieder und erfährt, wie es ihnen in der Zwischenzeit ergangen ist, was sie so treiben und was sie als nächstes tun werden! Die Spannung steigt und die Freude, die sich jedes Mal in meinem Bauch ausgebreitet hat, wenn ich einen Namen gelesen habe, den ich bereits vorher kannte, der mit bekannt vorkam, ist einfach ein schönes, ein unglaubliches Gefühl!

Dann noch ein Punkt dazu, dass Cristina aus Mexiko stammt. Zwischendurch stehen immer wieder ein paar spanische Sätze in dem Buch, die mal häufiger vorkommen, mal weniger, die Emma kein einziges Mal versteht, weil sie kein Spanisch kann, und die auch nicht notwendiger Weise zu verstehen sind. Aber, da ich seit Kurzem Spanisch lerne, fand ich es als besondere Herausforderung, sie zu entschlüsseln. Und besonders, wenn ich keine fremde Hilfe benötigte, sprich Google, durchfuhr mich erneut dieses Glücksgefühl!

Schließlich noch zu den Gefühlen, den Charaktereigenschaften, die erwähnt werden. Denn, wie oben schon einmal kurz erzählt, haben die Schattenjäger einen unschlagbaren Humor, der den Leser immer und immer wieder zum Lachen bringen kann. Genauso, wie man Tränen lachen kann, kann man auch mit Tränen in den Augen weinen. Dieses Buch, diese Geschichte, hat es geschafft, beides bei mir zu bewirken. Ich saß also im Bett oder auf dem Sofa, war mitten im Lachen und im nächsten Moment, beim Lesen der nächsten Zeile war ich entweder vor Schock erstarrt, sodass mir das Lachen regelrecht im Halse stecken geblieben ist, oder am Weinen, entsetzt, wie so etwas passieren kann.
Als ich morgens einmal am Frühstückstisch saß, der Raum um mich her noch ins Dunkel gehüllt und ich eigentlich schon viel zu spät dran war, sind mir kalte Schauer über den Rücken gelaufen, Angst und in gewisser Weise auch Ekel und Schock, bei der Vorstellung anstelle des Charakters in der Situation zu stecken, durchliefen mich. Bis es schließlich so schlimm war, dass ich mich kaum noch getraut habe an der nächsten, dunklen Tür im Flur vorbeizulaufen!
Also, ich denke, damit ist geklärt, dass es Cassandra Clare genauso wunderbar gelungen ist, die Gefühle aufs Papier und in die Geschichte zu bringen, wie sie es geschafft hat, ihre Charaktere aus den vergangenen Büchern noch einmal zum Leben zu erwecken - bildlich gesprochen...

Nach all dem, dem Aufwühlen, den Ausrastern und all den anderen Dingen, die dieses Buch mit mir angestellt hat. (An dieser Stelle: An alle, die es abbekommen haben... es tut mir wirklich, wirklich sehr leid, wenn ich morgens so schlecht drauf war oder gar laut geworden bin, weil ich an einer unfassbaren Stelle aufhören musste zu lesen und es einfach nicht verstanden habe! - WIESO???)
Aber nach all dem, gebe ich diesem wunderbaren Buch 5 Sterne. Was auch sonst? Nichts sonst könnte meine Gefühle für dieses Buch besser ausdrücken. Nichts sonst könnte meine Angst (und meine gleichzeitige Vorfreude für das /) vor dem nächsten Buch besser ausdrücken.

Aber ich muss euch trotzdem noch einmal vorwarnen. Klar, ihr solltet dieses Buch unbedingt lesen. Wirklich, unbedingt! Aber nehmt euch vor dem Ende in Acht. Offen gestanden habe ich, glaube ich, noch nie solch einen Cliffhanger erlebt. Oder, eigentlich ist es nicht nur einer...
Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick am Ende des Tunnels; am 23.05.2017 soll der zweite Band "Lord of Shadows" auf Englisch erscheinen.

Ich wünsche euch ganz, ganz, ganz viel Spaß beim Lesen - und entschuldige mich hiermit dafür, dass der Post so extrem lang geworden ist.
22.34

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